In den vergangenen 15 Jahren erlebte die Versicherungsvermittlung eine außergewöhnlich günstige Phase. Seit der globalen Finanzkrise 2008-2009 konnten Makler in weiten Teilen Europas, und darüber hinaus auf stabiles Wirtschaftswachstum, einen stetig wachsenden Versicherungsmarkt, überwiegend günstige Zinsentwicklungen und steigende Prämien zählen. Diese Kombination führte bei vielen Versicherungsmaklern zu einem stetigen Anstieg der Courtageumsätze, starkem organischem Wachstum und gesunder Profitabilität.
Auch im Jahr 2024 setzte sich diese positive Dynamik fort: Der weltweite Versicherungssektor erreichte ein durchschnittliches organisches Wachstum von 8,7 %, wobei das erfolgreichste Viertel der Unternehmen beeindruckende 18,5 % erzielte. Diese anhaltenden Erfolge zogen großes Interesse der Kapitalmärkte auf sich, trieben die Unternehmensbewertungen weiter nach oben und sorgten für Rekordrenditen bei sowohl öffentlichen als auch privaten Investoren in der Branche. Der durchschnittliche garantierte Verkaufspreis eines Versicherungsmaklers hat sich dabei in den letzten 15 Jahren mehr als verdoppelt.

Niemand weiß genau, ob und wann das günstige Umfeld für Versicherungsmakler ein Ende finden wird. Aber die Frage ist berechtigt: Was, wenn das Wachstum stagniert? Was, wenn sich die Rahmenbedingungen, auf die wir jahrelang bauen konnten, plötzlich verändern?
Die zunehmende wirtschaftliche Unsicherheit, wachsende geopolitische Spannungen und immer unberechenbarere politische Führungspersönlichkeiten lassen das Ende des aktuellen Superzyklus wahrscheinlicher erscheinen denn je. Die Welt wird immer komplexer. Die angespannten Beziehungen zwischen Großmächten wie den USA und China belasten die Stabilität der Weltmärkte erheblich. Zudem sorgen unerwartete politische Entscheidungen, beispielsweise von Präsident Donald Trump, für zusätzliche Unsicherheit in den internationalen Beziehungen und im Handel. Diese Entwicklungen erschweren die Zukunftsplanung, untergraben das Vertrauen der Investoren und werfen Zweifel an der langfristigen Tragfähigkeit der derzeitigen günstigen Rahmenbedingungen auf.
Das „Was-wäre-wenn“-Szenario
Um Missverständnisse zu vermeiden: Es gibt derzeit keinen Grund zur Panik. Trotz Handelsstreitigkeiten und wachsender globaler Unsicherheit zeigte sich die europäische Wirtschaft in der ersten Hälfte von 2025 stabil und widerstandsfähig. Es gibt keine eindeutigen Anzeichen dafür, dass die Versicherungsvermittlerbranche bald eine Wachstumsverlangsamung oder sinkende Gewinne erleben wird. Im Gegenteil: Private-Equity-Investoren (PE) bleiben stark an diesem Markt interessiert. Konsolidierer sind in ganz Europa aktiv, und neue PE-Investoren suchen weiterhin nach passenden Übernahmekandidaten.
Dennoch ist es sinnvoll, auch das andere Szenario zu bedenken: Was, wenn die „besten Zeiten“ vorbei sind? Eine Marktveränderung würde schnell zeigen, welche Versicherungsmakler wirklich nachhaltig und gesund aufgestellt sind und welche vor allem vom günstigen Umfeld profitieren.
Sollte sich die wirtschaftliche Lage verschlechtern, wird sich der M&A-Markt (Fusionen und Übernahmen) in der Versicherungsvermittlung wahrscheinlich deutlich verändern, aber nicht grundlegend. Die Bewertungen könnten sinken, Deals könnten länger dauern, und es werden wahrscheinlich häufiger kreative Lösungen wie Earn-outs oder Verkäuferfinanzierungen genutzt. Gleichzeitig investieren finanzstarke Unternehmen und von Private Equity unterstützte Konsolidierer oft sogar mehr, indem sie mit einer Mischung aus Eigenkapital und Fremdkapital weiterhin gezielt Übernahmen tätigen, auch wenn die Rahmenbedingungen schwieriger werden. In solchen Zeiten wird die Prüfung der Unternehmen (Due Diligence) gründlicher, mit besonderem Fokus auf Kundenbindung, Kostenkontrolle und inflationsbereinigte Gewinne.
Auch wenn die Zahl der Transaktionen etwas zurückgeht, wird der Markt wohl nicht zum Stillstand kommen. Tatsächlich zeigen M&A-Aktivitäten in der Versicherungsvermittlung gerade in wirtschaftlich schwierigen Phasen oft große Stabilität, das bestätigt auch MarshBerry immer wieder. Das liegt daran, dass die Branche auf stabile und wiederkehrende Einnahmen durch langfristige Kundenbeziehungen und Verlängerungsprovisionen bauen kann. Diese verlässlichen Einnahmen sorgen für finanzielle Sicherheit, die nur wenige Branchen bieten. Deshalb bleiben Versicherungsmakler auch in schwierigen Zeiten attraktive Übernahmekandidaten. Zudem ermöglicht die Konsolidierung, Skaleneffekte zu nutzen und die Wettbewerbsfähigkeit zu stärken. Genau diese Kombination aus Stabilität und Chancen hält das Interesse der Investoren an der Versicherungsvermittlung hoch, selbst wenn die Wirtschaft langsamer wächst.
Keine Blase, die bald platzt
Bei MarshBerry sind wir überzeugt, dass die hohen Bewertungen im Bereich der Versicherungsvermittlung nicht so schnell korrigieren werden. Selbst wenn die wirtschaftlichen Bedingungen schwieriger werden, wird der Markt für Fusionen und Übernahmen voraussichtlich weiterhin lebhaft bleiben. Ein struktureller Käuferüberhang besteht fort, während sich die Branche auch in einem schwierigen konjunkturellen Umfeld resilient zeigt.
Das heißt aber nicht, dass man sich zurücklehnen kann. Im Gegenteil: Jetzt ist der Moment für Versicherungsmakler, kluge Entscheidungen zu treffen. Wenn der Druck steigt, wird der Unterschied zwischen starken und schwachen Akteuren deutlicher als je zuvor. Investoren werden kritischer und suchen nach Maklern mit klarer Strategie, gesundem Wachstum, ausreichender Größe und einem guten Gespür für neue Technologien wie Künstliche Intelligenz. Makler, die das nicht bieten, werden es schwerer haben.
Diese Botschaft ist nicht als Beruhigung zu verstehen, sondern als Impuls zur aktiven Auseinandersetzung. Die aktuell günstigen Rahmenbedingungen werden nicht dauerhaft bestehen. Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, Ihr Unternehmen strategisch zu stärken und zukunftsfähig aufzustellen.
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